Frühjahrsputz… für die Ohren

Den Frühjahrsputz haben viele vermutlich schon hinter sich, wenn sie ihn sich vorgenommen hatten. „Reine machen“, außen und vielleicht auch innen einmal aufräumen befreit und schafft Platz für Neues. Mit dem erwachendem Leben rundherum und in der Natur streben die Menschen nach draußen. Man will sich etwas Gutes tun, man sucht nach freudvollen Momenten. Achtsames Beobachten der blühenden Natur. Süßer Duft in der Luft. Wir spüren die Sonne (oder auch den Regen) auf der Haut.

Was ist denn aber eigentlich mit den Ohren? Ist es nicht vielleicht auch hier Zeit für einen Frühjahrsputz…? Was hören wir denn? Was lässt uns aufmerksam werden? Wie hört sich denn das Leben noch an? Wann haben wir das letzte Mal aufmerksam zu-gehört, auch als niemand sprach und die Musik schwieg?

Im Alltag sind unsere Ohren wichtige Begleiter. Wir sprechen, hören Nachrichten, den Wecker, vielleicht auch die Vögel. Ein wichtiger „Sinn“. Aber wie ist das mit dem bewussten Hören? Wie praktiziert man achtsames Hören? Wenn wir auf dem Weg zu einem achtsamen, aufmerksamen Leben sind, sollte auch das Hören seinen Platz haben. Deswegen möchte ich in diesem Beitrag gerne an die Ohren erinnern.

Entspannt achtsam sein

Achtsamkeit als Teil von Meditation konnte vielfache, positive Effekte auf den Menschen und seine Gesundheit, sein Wohlbefinden zeigen. Dabei wirkt sie nicht nur bei gesundheitlichen Problemen sondern zeigt insgesamt einen positiven Effekt auf die Anwender. Die Gegenwart ist voll von wissenschaftlichen Studien die die Vorteile belegen und selbst Krankenkassen zahlen teilweise achtsamkeitsbasierte Trainings. Achtsamkeit kann unterstützend gegen Rückfälle von Depressionen (1) wirken, wird in der Sportpsychologie, verschiedenen Therapieformen, Reha-Einrichtungen und natürlich auch in der Freizeit praktiziert. Große Studien, die systematisch Zusammenhänge und Wirkungsweisen erforschen wollen (sogenannte Meta-Analysen) bestätigen: Da ist was dran (2)! Achtsamkeit hilft den Menschen, ihre Stress-Level zu reduzieren. Dazu gibt es ganz konkrete Programme, die dabei helfen sollen (3). Dabei muss an dieser Stelle gesagt werden, dass Achtsamkeitstraining nur eine von vielen Möglichkeiten ist, sich etwas Gutes zu tun, seinem Stress entgegenzuwirken und gesund zu bleiben. Was für mich aber Achtsam-Sein so interessant macht: Es „kostet“ nichts, alles was ich dazu brauche, habe ich bereits! Damit ist gemeint, ich brauche mich, meine Sinne, meine Gedanken und meine Zeit.

Es gibt mehrere Ideen, was Achtsamkeit oder auch (englisch) Mindfulness denn jetzt genau ist und wie es genau funktioniert. An dieser Stelle sei nur kurz gesagt, dass dabei die bewusste Steuerung unserer Aufmerksamkeit und die Offenheit für neue Erfahrungen eine Rolle spielen. Aufmerksamkeit ergibt sich also dadurch, dass wir bewusst unsere gedanklichen Prozesse steuern und Lust haben, etwas wahrzunehmen. Etwas was wir lernen können, etwas was wir „tun“ können. Genau jetzt. Einfach so. Ganz einfach. Ganz einfach? Und mit den Ohren?

Übungen für achtsames Hören

Um es vielleicht leichter zu machen habe ich hier für Neugierige ein paar kleine Impulse und Anregungen, die das achtsame Hören betreffen.

Für „Hören-Einsteiger“ gibt es diese kleine Übung: Nehmen Sie sich ein Aufnahmegerät, z.B. ein Handy, ein Diktiergerät oder auch eine Kamera. Dabei geht es nicht darum, wie gut oder rauschfrei die Aufnahme wird. Platzieren Sie ihr Gerät an einem Ort. Das kann der Garten, das Fenstersims, an der Haltestelle, beim Einkaufen sein. Je ruhiger der Ort, desto anspruchsvoller die Übung. Nehmen Sie jetzt mindestens fünf Minuten die Geräusche der Umgebung auf. Besonders spannend kann die Übung sein, wenn Sie selbst während der Zeit nicht in der Nähe sind. Begeben Sie sich jetzt mit der Aufnahme an einen ruhigen Ort. Lauschen Sie auf das, was in der Zeit wahrzunehmen war. Gerne können Sie dabei die Augen schließen. Was nehmen Sie wahr? Was hören Sie? Was überrascht Sie vielleicht dabei? Was hatten Sie erwartet zu hören? Wie viele Geräusche können Sie differenzieren? Wie viele Geräusche bleiben vielleicht unerklärbar? Wie geht es Ihnen bei der Übung? Wie leicht oder wie schwierig fiel es Ihnen, aufmerksam zu hören?
Spielen Sie mit dieser Übung indem Sie die Orte wechseln oder die „Lausch-Zeit“ verlängern.

Die „Hören-Profis“ (und auch alle anderen) können diese Übung ganz einfach ohne Aufnahmegerät durchführen. Sich bewusst einen Ort suchen, sich vielleicht bewusst eine Zeit vornehmen und lauschen. Oder was hören Sie vielleicht an einem „komplett stillen“ Ort? Wie hört sich Ihr Leben an…?

Hier können Sie hören, was ich von meinem Balkon aus aufgenommen habe. Was entdecken Sie dabei? (Für Hell-Hörende mag sich ein kleines Rätsel verstecken…)

Übung für achtsames Hören

Hier können Sie noch ein paar Dinge hören, die ich in den letzte Wochen wahrnehmen durfte und die mir aufgefallen sind.

… hör doch mal …


Für Interessierte hier beispielshaft tiefergehende Studien zum Nachlesen.

1 | Heidenreich, T., Rohde, K., & Michalak, J. (2013). Achtsamkeit als Rückfallprophylaxe bei Depressionen. PSYCH up2date, 7(06), 349-360.

2 | Goldberg, S. B., Tucker, R. P., Greene, P. A., Davidson, R. J., Wampold, B. E., Kearney, D. J., & Simpson, T. L. (2018). Mindfulness-based interventions for psychiatric disorders: A systematic review and meta-analysis. Clinical psychology review, 59, 52-60.

3 | Lehrhaupt, L. M., & Meibert, P. (2011). Stress bewältigen mit Achtsamkeit: zu innerer Ruhe kommen durch MBSR-mindfulness-based stress reduction. Kösel. 

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